Von der einstigen Vision zur Realität: Das mobile Web kommt

Mobile WebSchon vor einigen Jahren sprach man davon, dass in kürzester Zeit eine Vielzahl von Webanwendungen auf dem Mobiltelefon verfügbar sein und jedermann sie nutzen würde. Erste Versuche mittels WAP das Internet mobil zu machen konnten nur wahre Technikfans begeistern. Auf die schnelle unterwegs die nächste Bahnverbindung über ein pixeliges, schwarz-weiß Display rauszusuchen mag in der Not gerade noch vertretbar sein. Von der Idee heimische Webanwendungen von nun an von unterwegs zu steuern, war man bisher jedoch Lichtjahre entfernt.

In den letzten Monaten kommt endlich Bewegung ins Spiel: Die Leistung der Mobiltelefone hat deutlich zugenommen. Zudem ist man nicht mehr nur auf vorinstallierte Programme angewiesen, sondern kann wie am heimischen PC eigene Java-Programme aufspielen.
Die Kapazitäten der Mobilfunknetze sind zudem spürbar erweitert worden. Neben dem Ausbau des UMTS-Netzes wurde der deutliche langsamere Standard GPRS durch EDGE erweitert, wodurch die Datenrate auch in ländlichen Regionen ohne UMTS-Abdeckung deutlich erhöht werden konnte.

Wichtigstes Kriterium für eine massenhafte Verbreitung ist der Preis für die Nutzung. Bei einem Prepaid Anbieter gibt es neuerdings einen Datentarif für 24 Cent/MB und bei Abschluss eines Vertrags mit einer Laufzeit von 24 Monaten erhält man eine UMTS-Datenflatrate bereits ab 25,- Euro monatlich. Damit wird die mobile Internetnutzung erstmals für jeden erschwinglich.

Traditionelle Internetangebote lassen sich jedoch in Regel nur auf einem Notebook betrachten, der über die gleichen technischen Eigenschaften wie der heimische PC verfügt. Bestehende Angebote müssen angepasst werden, so dass man sie auch auf dem Mobiltelefon ohne Einschränkung abrufen kann. Eine einheitlichen Standard entwickelt das W3C mit der „Mobile Web Initiative“. Tim Berners-Lee, der Leiter des W3C, hat zu diesem Zweck eine eigene Abteilung geschaffen, die Zusammen mit der Industrie Standards entwickelt, die das mobile Surfen weltweit voranbringen soll.

Man orientiert sich hierbei an bereits etablierten Standards, die das Surfen im Web heute bereits deutlich vereinfacht haben. Ein Beispiel ist die Integration von Ajax in mobile Browser. Mittels Ajax lassen sich bestimmte Teile eine Webseite interaktiv gestalten. Durch diese Form der Programmierung können zum Beispiel Teile einer Webseite bei Bedarf nachgeladen oder erweitert werden, ohne das die komplette Webseite neu geladen bzw. aufgebaut werden muss. Dies führt bei den eher geringen Kapazitäten des Mobilfunknetzes zu einer deutlichen Reduzierung der Datenmenge.

Erarbeitet werden die neuen Standards von der „Beste Practices Working Group“ des W3C. Sie erstellen Richtlinien, die dann im „mobileOK“ Standard verabschiedet werden. Für den aktuellen Entwurf kann theoretisch jeder Internetsurfer über die entsprechenden Mailingliste seine Einwände kundtun. So soll gewährleistet werden, dass sich weltweit ein Standard durchsetzt.

Die technischen Grundlagen sind vorhanden und die Kosten für die Nutzung für jedermann tragbar. Jetzt kommt der Arbeit der „Mobile Web Initiative“ des W3C eine große Bedeutung zu. Ihre Aufgabe ist es nun die zukünftigen Standards festzulegen, damit die Vision des mobilen Web von Tim-Berners Lee endlich Realität werden kann.

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